Neues von und über Moses Rosenkranz

Der Hund

„Der Hund. Franz Dubas Bericht.“ Hrsg. und mit einem umfangreichen Vor- und Nachwort von Professor Sascha Feuchert und Dr. Andrea Löw versehen – beide renommierte Forscher:innen im Bereich der Holocaust- und Lagerliteratur in Gießen bzw. München. Außerdem zwei biografische Essays des Journalisten Burkhard Baltzer. Einband unter Verwendung einer Zeichnung von Miron Sima (1902 – 1999). Soeben im Aachener Rimbaud Verlag erschienen.

Miron Sima wurde 100 Kilometer entfernt von Rosenkranz in Proskurow (heute Chmelnyzkyj) geboren. Er entkam zahlreichen Pogromen und war in den 1920er-Jahren Meisterschüler von Otto Dix in Dresden. Als Staatenloser aus Deutschland ausgewiesen, floh er 1933 nach Palästina. Sima war 1961 der einzige zugelassene Gerichtszeichner im Eichmann-Prozess. Er starb in Jerusalem.

Zum Buch: Im Nachlass des Dichters Moses Rosenkranz entdeckten der Verleger Walter Hörner, der Fernsehredakteur Matthias Huff, der Nachlassverwalter Norbert Klemmer und der Redakteur Burkhard Baltzer das Typoskript einer grotesken Erzählung über den Versuch der nationalsozialistischen Mörder, einen Hund zur Bestie abzurichten – zu einem Werkzeug der Tötungsmaschinerie.

Hörner fand den Text in einem kleinen braunen Aktenkoffer, der für den Müll bestimmt war. Das Typoskript erwies sich als Solitär in der Literatur über den Holocaust. Es ist unvergleichlich grausam, bestialisch und doch unvergleichlich menschlich. Hunde, die zur Bewachung von Häftlingen eingesetzt wurden, gab es in vielen faschistischen Konzentrationslagern. Es gab sie sogar noch auf Befehl der DDR-Regierung bis 1989 an der innerdeutschen Grenze. Doch der Hund, den Rosenkranz ins Zentrum des literarischen Geschehens rückt, lässt sich nicht abrichten …

Der Stoff: Wir wissen bis heute nicht, welche konkreten Orte und reale Geschehnisse Rosenkranz die Impulse für diese Literatur gaben. Die Jahre der Judenverfolgung in faschistischen Arbeitslagern während der Herrschaft des Diktators Ion Antonescu werden es nicht gewesen sein: Rosenkranz und Mithäftlingen waren zwischen 1941 und 44 dort ungewöhnliche Freiheiten gegönnt. 1947 wurde Rosenkranz von der sowjetischen Geheimpolizei verschleppt und zehn Jahre in Lagern des GULAG interniert. Der Mithäftling Richard Szczegiol hat sich an die Jahre mit Rosenkranz erinnert.

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